An Martins angeblich letzten Tag, dazu am Ende mehr, dachten wir, erkunden wir San Francisco… zu Fuß!
Nach einer guten Mütze voll Schlaf und einem kleinen Frühstück machten wir uns auf dem Weg die BART Haltestelle zu finden. BART = Bay Area Rapit Transit. Er verbindet mit Hochgeschwindigkeitszügen die Ostseite der Bucht mit der Halbinsel San Francisco durch einen sechs Kilometer langen Unterwassertunnel. Mit 114 km Streckennetz ist BART einer der wenigen gut funktionierenden Öffentlichen Verkehrsmittel in California. Nur die Station zu finden, in die wir einsteigen mussten, erwies sich als etwas schwierig, was wahrscheinlich daran lag, dass wir in die falsche Richtung gelaufen sind. Aber nach einer kurzen Nachfrage im Liquor-Store waren wir wieder auf dem richtigen Pfad.
Auf unserem Weg nach Chinatown überkam Martin der plötzliche Hunger nach Cheeseburgern, so machten wir einen kleinen Umweg und kehrten ins McDonalds ein. Ich hab mir ganz Mädchen-like einen Ice Tea im Starbucks geholt! :)
Am Eingang vom Chinatown steht das Chinatown Gateway, welches auch Dragon’s Gate genannt wird. Erbaut von Clayton Lee und 1970 eingeweiht wurde das Material für das Tor von der Republik Taiwan gestiftet.
Im 19. Jahrhundert ließen sich die chinesischen Einwanderer hier nieder. Obwohl sich seit dem die amerikanische Architektur und der der amerikanische Lebensstil mit dem kantonesischen vermischt hat, hat Chinatown heute das Flair einer südchinesischen Stadt. Die Hauptstraße, die durch das Stadtviertel führt, ist die Grant Avenue. Sie war einst die Hauptstraße von Yerba Buena, dem Dorf, aus dem sich San Francisco entwickelt hat. Am 25.Juni 1835 wurde hier das erste Zelt errichtet. Aus diesem wurde später ein Holzhaus und daraus ein Lehmziegelhaus. Damals hieß die Straße noch Calla de la Fundación (Straße der Gründung). Später wurde sie nach dem verstorbenen Präsidenten Ulysses S. Grant umbenannt. Während des Goldrausches kamen 25.000 Chinesen und ließen sich am Osthang nieder, denn dieser war zu steil für die Pferdekutschen der Reichen.
Die Old St. Mary’s Cathedral ist die älteste, 1854 eingeweihte, katholische Kirche in San Francisco. Es gab in Kalifornien kein geeignetes Baumaterial, so musste alles von der Ostküste hergebracht werden. Der Granit für das Fundament stammt aus China.
In den Chinatown Alleys kann man sich China “erschnuppern”, denn viel Gerüche und Geräusche erinnern an die Volksrepublik. Es gibt viele alte Gebäude und traditionelle Läden und Restaurants, sowie altmodische Kräuterläden mit Seepferdchen, Schlangenweinen und anderen exotischen Dingen.
Der Portsmouth Square, der einst das gesellschaftliche Zentrum des Dorfs Yerba Buena bildete, ist heute ein wichtiger Treffpunkt Chinatowns.
Anschließend (da gleich “neben an”) liefen wir durch den Financial District. Gegenüber dem Transamerica Building befindet sich die “Church of Scientology”… Ziemlich bizarre…
Das Transamerica Building ist eines der Wahrzeichen von San Francisco. Mit 48 Stockwerken und 265 Metern Höhe ist es der höchste Wolkenkratzer der Stadt. Leider ist die Aussichtsplattform seit dem 11. September 2001 geschlossen. Von William Pereira & Associates entworfen wurde es 1972 eingeweiht. Die hohe Spitze ist lediglich Dekoration. Es gibt 18 verschiedene Aufzüge und das Fundament, ein Stahlbetonsockel, soll bei Erdbeben mitschwingen. Ein Fensterputzer braucht einen ganzen Monat um alle 3678 Fenster zu putzen.
Wir liefen die California Street entlang, eine der Straßen mit den bimmelnden Cable Cars. Eine Fahrt kostet pro Person $5, das war uns dann aber doch zu teuer. Man kann aber wenn man will ganz gut Sightseeing mit einem Cable Car betreiben. Diese wurden 1873 erstmals in Betrieb genommen, weil Pferdekutschen ab und zu die glatten und steilen Straßen herunter rutschten und die Pferde mitriss. Nach dem der Verbrennungsmotor erfunden wurde galten sie als altmodisch. Ein Sturm empörter Bürger konnten die Cable Cars vor ihrer Abschaffung retten.
Auf dem Justin Herman Plaza genossen wir den wunderbaren Sonnenschein und ich aß einen super leckeren Bagel. Mittelpunkt des Platzes ist der avantgardistische Vaillancourt Fountain. Der Brunnen wurde 1971 von dem kanadischen Künstler Armand Vaillancourt geschaffen. Viele finden die Betonkonstruktion hässlich, besonders wenn er im Winter trocken gelegt wird. Angeblich soll er ein gutes Beispiel für öffentliche Kunst sein, da man darin herum plantschen und herum klettern kann. Aber wer will schon das sein Kind in diese Drecksbrühe springt!?
Die Bay Bridge. Verbindet die Ostseite der Bucht mit San Francisco und verläuft über Treasure Island. Momentan wird eine neue Brücke gebaut, die neue soll sehr viel mehr vor Erdbeben sicher sein.
Gegenüber des Justin Herman Plaza ist das Ferry Building. Es wurde von 1896 bis 1906 erbaut. Der 71 Meter hohe Uhrenturm ist stilistisch an den maurischen Glockenturm in Sevilla angelehnt. In den 1930er Jahren strömten jährlich 50 Millionen Passagiere durch das Gebäude. Als 1936 die Bay Bridge eröffnet wurde, verloren die Fähren und somit auch das Ferry Building an Bedeutung.
Vom Ferry Building aus nahmen wir die “Tram” die Straßenbahn in Richtung Fishermans Warf, genauer gesagt Pier 39. Man bezahlt §1,50 pro Person und kann 90 Minuten fahren. Zum Aussteigen muss man an der Schnur die am Fenster entlang läuft ziehen. BART, Tram, Bus, MUNI-Metro (schnellere, moderne Straßenbahn)und die Cable Cars werden alle von den San Francisco Municipal Railway, kurz MUNI, betrieben. Municipal bedeutet soviel wie Gemeinde, Stadt, kommunal.
Ende des 19. Jahrhunderts ließen sich Fischer aus Genua und Sizilien im heutigen Areal der FIschermans Warf nieder und begründeten San Franciscos Fischindustrie. Heute findet man hauptsächlich Touristen. Pier 39 ist einer der größten Attraktionen der Stadt. Es gibt viele kleine Läden und Cafés und einen wundervollen Blick auf die Bucht. Auf der Westseite des Piers aalen sich Seelöwen zur Freude der Besucher und zum Hass der Bootsbesitzer und Angestellten.
Ursprünglich war der Pier eine Landungsbrücke, 1905 gebaut. 1978 wurde es zu einem “Fischerdorf” auf zwei Ebenen umgebaut, mit diversen Souvenir- und Spezialitätenläden, ich würde es auch Krims Krams und Plunderläden bezeichnen. :) Für Kinder ist es wahrscheinlich ein riesen Spaß, denn es gibt viel Süßkram zu kaufen und verschiedene Karussells.
Normaler Weise hat man vom Pier 39 einen wunderbaren Blick auf die Bucht und Alcatraz Island, aber wie man vielleicht schon in den obigen Bilder sehen konnte, wird es in SF schnell sehr nebelig und wolkig gegen Abend. So sieht die Gefängnis Insel noch ein bisschen unheimlicher aus als sonst.
Noch ein bisschen was zu Alcatraz. Die ersten Siedler gaben der Insel ihren Namen, Pelikane. Alcatraz ist spanisch für Pelikan. 1859 errichtete Die US-Armee eine Festung um die Bay zu kontrollieren. Zum Hochsicherheitsgefängnis wurde es 1936. Der berühmteste Insasse war wahrscheinlich Al Capone. Die vermutlich wahnsinnigste Flucht versuchten die Brüder Anglin. Sie kratzten sich sich durch die Rückwände ihrer ihrer Zellen und tarnten die Löcher mit Wellpappe, legten Gipsköpfe in ihre Betten undbauten sich ein Floß für die Flucht. Die entflohenen Haftlinge wurden nie gefasst. Ab 1963 stand es 6 Jahre leer, bis es 1969 von der American Indien Movement besetzt wurde. Die Gruppe wurde 1971 vertrieben.
Eigentlich wollte wir noch zur Lombardt Street, aber aus Zeitgründen sind wir anstelle zum Ghirardelli Square gelaufen. Ghirardelli ist eine der wenigen amerikanischen Schokolade die man essen kann ohne einen Brechreiz zu bekommen, leider bekommt man ein kleines würgen wenn sich die Preise anschaut. Heute ist die alte Schokoladenfabrik ein schönes Einkaufszentrum und die eigentliche Ghirardelli Chocolate Manufactory ist außerhalb von San Francisco.
Zu Abend haben wir in Lori’s Diner gegessen. Ich entschied mich für einen sehr leckeren Burger und Martin für halb Tuna Sandwich, halb Chili Bowl. Es wär ein wunderbar Abschluss für einen noch wunderbareren Urlaub gewesen. Aber nein Hurricane Irene entschied das mein Liebster noch für eine Woche länger bei mir bleiben sollte.
Ein Kumpel von meinem Gastbruder durfte für die Bar “21st Amendment” Bier brauen, das sogenannte “Gobbies”, was den Ausklang für den Abend darstellte. Doch der Weg dahin sollte für Martin und mich noch lang werden. Wir wollten eigentlich nur bis zum Pier 39 zurück laufen und von dort die Tram nehmen. Doch den Gedanken hatten viele, denn der (einzigste) Wagon war so voll das sie gar nicht erst anhielt. Also liefen wir weiter zurück bis zum Ferry Building. Doch dann die Haltestelle für die MUNI-Metro zu finden erwies sich als nächste Hürde, das heißt als noch mehr laufen. Wir haben die Haltestelle schlussendlich gefunden, um dann doch nur für zwei Haltestellen mit ihr zu fahren. Damit ihr unsere Strecke ein bisschen nach empfinden könnt hier der Google Maps Link! Man muss dazu sagen, dass ich mich entschieden hatte meine neuen Schuhe (am Tag vorher gekauft) anzuziehen. Schlechte Idee, ganz schlechte Idee. Ich hatte schon auf dem Weg zur BART Station am Vormittag Blasen an den Füßen. Nicht zu empfehlen. Außerdem ist es ein guter Tipp eine Jacke einzupacken, wenn man im August abends durch SF läuft. Denn es gibt das Sprichwort: “ The coldest winter I ever spent, was a summer in San Francisco!”. (Für meine nicht englischsprachrigen Leser: Den kältesten Winter denn ich je verbrachte, war ein Sommer in San Francisco!)
Auf unserer Odyssee zur Bar konnten wir aber ein paar schöne Aufnahmen der Stadt bei Nacht machen.
Dazu wird es aber noch einen extra Blogpost geben.
Nach einem leckeren Bier und noch mehr ganz viel laufen, fielen wir todmüde ins Bett.
Ich persönlich liebe, liebe, liiiieeebe SF. Es ist eine aufregende Großstadt ohne so Hektik zu sein wir New York City oder so erdrückend wie L.A. Man kann sehr viel erlaufen. Ich genieße einfach so gerne das wunderbare Flair einer amerikanischen Stadt mit diversen europäischen und chinesischen Einflüssen.
Am nächsten Tag schliefen wir aus und gingen am Nachmittag in Emeryville ein bisschen shoppen.
Abends kochten Mark und Cheyenne ein leckeres vegetarisches/ chinesisches Gericht. Es war sozusagen ihre Einzugsfeier, ein paar Freunde kamen vorbei und es wurde ein feucht fröhlicher Abend. Zwei Sachen habe ich an diesem Abend gelernt: Green Tea Ice Cream schmeckt kacke und über Money Boy kann man auch in Amerika lachen!
Am Sonntag musste ich Gott sei Dank nicht alleine nach Fresno zurückfahren. Der Zug war diesmal auch bis auf den letzten Platz besetzt! New York verfluchte Irene, ich hab sie lieb! :) Doch das machte den Abschied eine Woche später nicht leichter. Mit was ich mich versucht hab abzulenken, seht ihr im nächsten Blogpost! :)
Da möchte man doch gleich die Koffer packen und mal hinfliegen! Und ehrlich gesagt - die blöde Irene hat mich ziemlich viele Nerven gekostet und mir bestimmt paar graue Haare beschert!
AntwortenLöschenna da hat der Hurrican ja was Gutes gebracht :)
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